Das Glöcklein in der Loh
Zusammengefasst von Volker Dix
Als der Verfasser dieser Zeilen sich Mitte der 1980er Jahre intensiv mit der "Chronik des Holser Feuerlöschwesens" beschäftigte, landete auch eine alte, leicht vergilbte Festschrift zum 25-jährigen Bestehen der Feuerwehr Holsen, 1934 verfasst vom späteren Leiter der Schule Holsen I, Theodor Horstmann, auf seinem Schreibtisch.
Auf der Titelseite befand sich die Abbildung einer Radierung von G. Wedepohl, die den Glockenstuhl in der Loh zeigen sollte, so die Angabe unter der Abbildung. In der Festschrift selbst ließen sich dazu aber keine weiteren Angaben finden. Das Bild fand zwar Eingang in die "Chronik des Holser Löschwesens", weitere Nachforschungen unterblieben dann aber für viele Jahrzehnte - bis jetzt!
Erst die genauere Auswertung aufgefundener Aufzeichnungen von Theo Horstmann bringen nun neue Erkenntnisse in Sachen Glockenstuhl in der Loh zutage.
Demnach befand sich der Glockenstuhl schräg gegenüber der Besitzung des Bauern Wölker / Schürmann, heute Voth (In der Loh 27). Gegenüber wäre dann die Besitzung von Erwin Lindemann, heute Karin Lindemann (In der Loh 20). WOmit der Standort der Bauerschaftsglocke hinreichend bestimmt wäre.
Bauerschaftsglocken, wie es sie in fast allen Dörfern gab, und zum Teil heute noch gibt, waren früher aus dem Dorfleben nicht wegzudenken. Wann das Holser Glöcklein gegossen wurde und wer geläutet hat, ist nicht überliefert. Das Glöcklein in der Loh hat sicherlich lange, lange Zeit zur Feierabend-Stunde, bei der Ankündigung von Todesfällen in der Gemeinde oder bei Ausbruch eines Feuers im Dorfe geläutet. Von einer ganz großen Feuerbrunst, wie etwa in Dünne (1726), Hunnebrock (1744) und Bünde selbst (1748), ist Holsen glücklicherweise verschont geblieben.
In den Aufzeichnungen von Theo Horstmann ist zu lesen, dass das Glöcklein auch geläutet wurde, wenn ein Leichenzug von Holsen über die Dorfstraßen durch das Horstsiek nach Bünde zog. Das Trauergeläut begleitete den Zug solange, bis dieser die Grenze des Dorfes in Ennigloh erreicht hatte. Dazu muss man wissen, dass der Holser Friedhof erst Anfang 1890er Jahre auf dem Voßenkampe angelegt wurde. Bis dahin erfolgten die Bestattungen zentral auf dem Amtsfriedhof in Bünde.
Als sich immer mehr Menschen im westlichen Teil der Gemeinde ansiedelten, wollte man das Glöcklein auch an einer zentraleren Stelle wieder aufstellen, wo es besser und von mehr Einwohnern gehört werden konnte. Obwohl auf Biermanns Hof dafür schon eine Eiche zur Verfügung gestellt wurde, ließen die Menschen in der Loh das Glöcklein nicht so einfach ziehen.
Die Glocke soll übrigens ein Geschenk der Damen des längst verschwundenen Timmerhaus-Hofes gewesen sein. In der Zeit des I. Weltkrieges ist auch diese Glocke, wie so viele in Deutschland, eingeschmolzen worden. 1918 wurde dann auch noch der leere Glockenstuhl abgebrochen.
So endete die bewegte Geschichte des Holser Glöckleins in der Loh.