NW Bünde - Freitag, 22. Dezember 2023 - Bericht: Katharina Eisele - Fotos: Darnauer, Dix, NW
Ein fast vergessener Geburtstag
Der Bünder Ortsteil Holsen besteht seit 800 Jahren. Eine Arbeitsgruppe möchte das zelebrieren und ruft die Holser dazu auf, gemeinsam eine Feier auf die Beine zu stellen.
Das war haarscharf: Fast wäre den Holsern ihr eigenes Dorf-Jubiläum durch die Lappen gegangen. in diesem Jahr nämlich war es soweit: Holsen ist 800 Jahre alt geworden. Oder, besser gesagt: Im Jahre 1223 wurde Holsen erstmals in einer Urkunde erwähnt. Vermutlich ist es noch ein bisschen älter. "Aber Quellen aus der Zeit gibt es wenige", sagt Hobbyhistoriker Harald Darnauer.
Er gehört mit fünf weiteren Holsern zu einer Arbeitsgruppe, die sich zusammengefunden hat, um eine gemeinsame Feier für den Ortsteil zu organiesieren. "Wir stoßen das Thema an, hoffen aber, dass alle Vereine und Einrichtungen mitmachen", sagt Ralf Brinkmann.
Dass es jetzt überhaupt zu einer Feier kommen könnte, haben die Holser eigentlich einem Mitglied des Rassegeflügelzuchtvereins zu verdanken. Eher im Vorbeigehen wurde Brinkmann vor etwa einem halben Jahr darauf aufmerksam gemacht, dass Holsen "im Jahr 2025 doch 700 Jahre alt wird", so Brinkmann. Ein anderer sprach vom selben Alter im kommenden Jahr. SO richtig Handfestes gab es aber wenig. Brinkmann wollte es dann genau wissen und sprach Siegfried Hagemann an. Der ist nicht nur ehemaliger Bünder Bürgermeister, seine Familie lebt schon seit Generationen in dem Bünder Ortsteil. Gemeinsam suchten sie weitere Mitstreiter. Gleich mehrere Hobby-Historiker machten sich dann ans Werk, Licht ins Dunkel zu bringen.
Das war gar nicht so einfach. Ewald Schönebeck schrieb in seinem Buch "Bünde gestern und heute" nur, dass Holsen "nach 1300" gegründet worden sei. Theodor Horstmann, geschichtsinteressierter Leiter der Schule I in Holsen, hatte in seinen Aufzeichnungen vermerkt, dass Holsen in einer Urkunde erstmal 1315 erwähnt worden sei, damals noch als "Holthusen". Bei ihren weiteren Recherchen stießen die Hobbyhistoriker auf eine Quellensammlung, die "Ravensberger Regesten", in der tatsächlich auch eine Urkunde aufgeführt ist, die Holsen ("Holhusen") erwähnt - und zwar aus dem Jahr 1223. Darin heißt es, dass der Edelherr Hermann von Blankena, Vogt des Osnabrücker Domkapitel unter anderem seine Vogteien über zehn Meyerhöfe für 101 Mark verkauft.
Warum Holsen damals noch Holhusen oder Holthusen hieß, darüber lässt sich nur spekulieren. Dabei herausgekommen ist die Vermutung, dass "Hol" oder "Holt" auf einen Wald, ein Gehölz oder Holz hinweist, also dass sich die Siedlung an einem Wald befunden hat. Im Verlauf der Jahrhunderte wurde aus Holthusen dann das heutige Holsen.
Das bedeutet für die Arbeitsgruppe aber auch: Holsen wird nicht in 2025 700 Jahre alt, nein: In diesem Jahr kann das Dorf schon auf eine 800-jährige Geschichte zurückblicken. "Das wissen wir seit etwa Anfang November", sagt Ralf Brinkmann. Zum Feiern zu spät. "Einen Festakt in sechs Wochen zu organisieren, das ist unmöglich", sagt dann auch Brinkmann. Aber veröffentlichen sollte man das Jubiläum doch. Und eine Feier kann nachgeholt werden, sind sich die sechs Männer einig.
Obwohl sie schon gemeinsam geforscht hatten, finden sich die Männer erst jetzt offiziell zur Arbeitsgruppe zusammen. Der Jüngste im Bunde ist Florian Südhölter. Seine Familie ist eng mit dem Dorf verbunden. Sein Vater habe sein ganzes Leben dort zugebracht, genau wie sein Opa. Als dann einige alte Fotos auftauchten, "habe ich mich in die Geschichte des Dorfes eingearbeitet und eine Webseite erstellt". Das ist etwa 15 Jahre her. Seither ist die Webseite weiter gewachsen und soll zum Jubiläum noch deutlich umfangreicher werden.
Harald Darnauer, Volker Dix und Erhard Wellensiek kennen sich als Hobbyhistoriker bereits gut aus und wollen ihren Teil beisteuern. Dabei hat jeder sein Steckenpferd. Siegfried Hagemann steuert sein Wissen über den Ortsteil bei. Auf einem alten Foto hat er fast alle Kinder wiedererkannt. Dabei ist es schon rund 80 Jahre alt. "Das waren früher meine Nachbarn", sagt er und lächelt. Udo Kredig ist für den SoVD dabei, Ralf Brinkmann ist Ratsmitglied und gehört zum RGZV. Sie alle hoffen, dass sich noch andere Vereine finden, die mitmachen, auch ehemalige.
Wie groß "800 Jahre Holsen" gefeiert werden soll, das hänge von den Bürgerinnen und Bürgern ab, sagen sie, "ob und wie sich die Bürger einbringen". Nach dem Willen der Arbeitsgruppe sollen vorrangig die Vereine beteiligt werden. Sie hoffen aber auch auf die Mitarbeit der verschiedenen Institutionen wie Feuerwehr, Kirche, Schule, Kitas. "Und auch alle anderen Interessierten sind angesprochen", so Volker Dix.
Danach sei festzulegen, ob es ein Jubiläumsfest geben soll, eine Festschrift oder vielleicht einen großen Umzug - wie sie früher in Holsen guter Brauch waren. "Unsere Überlegungen sind noch ganz am Anfang", sagt Brinkmann. Zumindest auf ein Jahr konnte man sich einigen. 2025 könnte das Festjahr werden.
Auf jeden Fall sollen alle Schritte auf der Internetseite festgehalten werden. Dort finden sich auch einzelne Erinnerungen und schon viele Fotos. "Einen runden Geburtstag begehen zu können, ist in einer Dorfgemeinde wie Holsen schon etwas Besonderes", da sind sich alle einig.