
Luwuise und Ham bei der Feldarbeit

Küche von Luwuise
Kurioses Trio
Dieses kuriose Trio lebte in Holsen auf dem sogenannten „Hein-Huawe“. Die „Hein-Jungens“, zwei Brüder, Heinrich (Heich) und Hermann (Ham), wurden bei ihrer Arbeit tatkräftig von „Luwuise“ unterstützt, die eigentlich einen von beiden heiraten wollte, was aber dann doch unterblieb. So führte die „Hein-Luwuise“, wie man sie bald nannte, den Brüdern den Haushalt, nicht gerade mit dem eisernen Besen, aber doch mit einem Regiment, das wenig Widerspruch zuließ.
Das dieses Trio, zwei Männer und eine Frau , dazu noch unverheiratet, damals im besonderen Interesse der Dorfbewohner stand, ist nicht weiter verwunderlich, und so ranken sich um die drei zahlreiche Geschichten. Als Luwuise als letzte von den dreien starb, und auf dem Friedhof bei Ham und Heich begraben wurde, witzelte ein Zeitgenosse: Hier ruhn nach Väter Weise, Ham, Heich und Luwuise, und nach alter Sitte, kommt Luise in die Mitte…
Der Pastorenbesuch
Eines Tages kam der Pastor zu den Hein-Jungens, die dafür bekannt waren, daß sie für kirchliche Belange nicht allzu viel übrig hatten. Er fragte Heich: „Sagen Sie, wie steht es denn eigentlich mit Ihrem Seelenheil? Haben Sie überhaupt schon mal an oben gedacht?“ „Jeo, Herr Pasteoer“, meinte Heich, „do häbbe eck an dacht, dä Decken, dä mut neudich wittket weiern!“…
Die Butterfrau
Luwuise hatte für ihre Butter einen festen Abnehmerkreis. Hierzu gehörte auch der Apotheker Eicker in Bünde. Dorthin brachte sie ihre Erzeugnisse, eingewickelt in Rhabarberblätter. Wenn sie in die Stadt ging, setzte sie immer einen Sommerhut mit angenähten, künstlichen Kirschen auf, der allerdings im Laufe der Jahre schon kohlrabenschwarz geworden war und sich in einem traurigen Zustand befand. Kam sie dann aus der Stadt zurück, war sie oft nicht mehr ganz nüchtern und hatte etwas zu viel vom guten „Apothekerbittern“ getrunken.
Einmal war sie auch ziemlich angeschlagen, lag auf dem Hossiek und führte Selbstgespräche. Einige Passanten sahen das Malheur und benachrichtigten die Hein-Jungens: „Luwuise liggt wuier uppen Hossiek un is besuaben!“ Heich spannte also das Pferd, daß den Kopf fast schon bis auf die Erde hängen ließ, vor eine zweirädige Kippkarre, einen “ Stuadakoden“, fuhr zum Hossiek, lad Luwuise auf die Karre und machte sich auf den Heimweg. Zu Hause rief er seinem Bruder zu: “ Ham, schmuid dat man uppen Kläoberhäopen!“ Und so wurde Luwuise einfach auf den Kleehaufen geworfen, wo sie ihren Rausch ausschlafen konnte…
Eine Küchenerzählung
Luwuise führte, wie schon erwähnt, auch den Haushalt der Hein-Jungens, war also für das leibliche Wohl verantwortlich. Manchmal gab es dann auch „Resteessen“. Sie schüttete dann alles durcheinander, und der Brei wurde nicht einmal erwärmt. Adolf Niehaus, der gerade zu Besuch war, fragte erstaunt: „Müget soi dat denn, duine Jungens?“ „Sütse wall mügen“, meinte Luwuise nur, scheuchte die Hühner vom Küchentisch, fegte den Hühnerdreck mit einem Reisigbesen von der Tischplatte und bemerkte: „Jeo, Roinichkoit mot soin!“…
Die Erfrischung
Es war an einem heißen Sommertag. Luwuise hatte Besuch und war gerade dabei, zu „buttern“. Der Besuch hatte die Katze im Auge und ahnte nichts gutes: „Luwuise, dä Kadden ßit jümmer bui Duinen Schmantpodde teo liuken!“ „Och, seo leige ist dat nich“, meinte sie nur. Doch es kam, wie der Besucher befürchtet hatte, die Katze bekam Übergewicht. „Kuik, Luwuise, niu is dä Kadden innen Schmantpodde fallen!“ Luwuise packte die Katze am Schwanz, schüttete sie kräftig ab, sagte was von „Äolet Boist“ und warf das Tier in die Ecke.
Etwas später kam der Schornsteinfeger vorbei: „Deubel, wat is dat vondage hoit“. Zuvorkommend bot ihm Luwuise auch gleich etwas zu trinken an: „Wuß Dium biaden Kahnmialke drinken?“ Der Mann sagte nicht nein, und sie gab ihm etwas mit der Fülle aud dem Topf, in den die Katze gefallen war. „Wuß Diu äokn biaden drenken?“, fragte sie den ersten Besuch, der noch da war. „Nei, Luwuise“, beeilte sich dieser zu sagen, „eck häbbe just Wader drunken“…